Hallo Inken, stelle dich doch gerne einmal kurz vor.
Das mache ich gern. Ich bin 55 Jahre alt und verheiratet. Nach Studium und Referendariat der Rechtswissenschaften habe ich vor über 27 Jahren in der TK-Unternehmenszentrale begonnen – klassisch juristisch mit der Bearbeitung von Widerspruchs- und Klageverfahren im Bereich Mitgliedschaft und Beiträge. Auf meinem weiteren Weg lagen viele interessante Etappen, wie Abordnungen ins Bundesgesundheitsministerium, die Mitarbeit im Berliner Büro der TK und verschiedene Projektleitungen. Auch die Einblicke in dezentrale Dienststellen möchte ich nicht missen, sie haben meinen Horizont erweitert.
Die erste Führungsaufgabe habe ich 2004 als Teamleiterin Geldleistungen in der Unternehmenszentrale übernommen, gefolgt von der Leitung der TK-Landesvertretung in Niedersachsen. Als ich bei der TK gestartet bin, ging ich gar nicht davon aus, so lange zu bleiben. Aber es gab einfach immer spannende Aufgaben und tolle Kolleginnen und Kollegen, weshalb ich nie ernsthaft über einen Arbeitgeberwechsel nachgedacht habe.
Was hat dich motiviert, Führungsaufgaben zu übernehmen und was macht dir daran besonders Spaß?
Nach mehreren Projekten wollte ich eine neue Herausforderung und die führungsnahe Erfahrung als Projektleiterin mit „echter Führung“ fortsetzen.
Es macht mir großen Spaß, mit Fachleuten Themen zu entwickeln und voranzutreiben. Die gesetzliche Krankenversicherung ist enorm in Bewegung und wir können bei der TK Zukunftsthemen aktiv gestalten. In jede meiner Führungsaufgaben bin ich fachfremd eingestiegen, bin daher immer auf die Expertise der Kolleginnen und Kollegen angewiesen. Das verlangt von allen gute Kommunikation und ein gutes Verständnis füreinander. Ich bin stolz darauf, wie wir gemeinsam, jede und jeder in der jeweiligen Funktion, ausprobieren, gestalten und die TK in bester Weise auch nach außen repräsentieren. Gemeinsam mit meinen Teamleitungen für die Mitarbeitende ein motivierendes Umfeld zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung schaffen zu können, empfinde ich zudem als großes Privileg.
Deine Meinung zum internen Mentoring für Frauen der TK?
Ich finde die Initiative wichtig und inhaltlich gut. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gemischte Teams eine sehr konstruktive Arbeitsatmosphäre schaffen und so besonders gute Ergebnisse erzielen können. Das gilt dann natürlich auch für die Führungsebenen, wo wir in Bezug auf den weiblichen Führungskräftenachwuchs in der TK noch nachlegen könnten.
Dass wir Kolleginnen ermöglichen, in vertraulichem Rahmen mit von ihnen ausgewählten Mentorinnen und Mentoren über ihre Fragestellungen rund um eine mögliche Führungsperspektive zu sprechen, ist ein tolles Angebot, das auch schon intensiv genutzt wird. Nach wie vor gibt es aber auch noch „freie“ Mentorinnen und Mentoren.
Ich selbst arbeite mit zwei Mentees zusammen. Das ist auch für mich wertvoll, ich lerne viel darüber, was unsere potenziellen Führungsnachwuchskräfte bewegt und welche Hürden sie für sich persönlich oder auch strukturell in der TK sehen. Darüber sollten wir auch einen Austausch der Mentorinnen und Mentoren organisieren, denn aus den (natürlich anonymisierten) Erfahrungen und Eindrücken können wir Erkenntnisse für die Weiterentwicklung unserer Personalentwicklungsprogramme gewinnen.
Du engagierst dich seit mehreren Jahren als Mentorin. Gibt es spezifische Fragestellungen von weiblichen Mentees?
Ich bin seit vielen Jahren im Cross-Mentoring-Programm der TK engagiert, bei dem Mentees und Mentorinnen und Mentoren verschiedener Arbeitgeber zusammenkommen. Ich habe das Programm selbst als frisch eingesetzte Teamleiterin kennengelernt. Mein Mentor hat mich hier immer wieder mit der Frage konfrontiert hat, wieso ich mir meiner Stärken und Fähigkeiten so wenig bewusst sei. Das hat mich sehr geprägt. Heute bin ich selbst Mentorin und habe Mentees unterschiedlichen Geschlechts begleiten dürfen. Und tatsächlich beobachte auch ich, über 15 Jahre später, dass weibliche Nachwuchskräfte im Vergleich zu männlichen Kollegen weniger ausgeprägt auf ihre Stärken vertrauen und ihre Positionen weniger selbstverständlich vorbringen. Dabei sind das stets Frauen, die umfassende Kompetenz und eine gute Kommunikation haben, viel Empathie einbringen und dadurch jede Diskussion bereichern.
Für die Übernahme einer Führungsposition muss ich bereit sein, das gewohnte Terrain in meinem Team zu verlassen, meinen Wunsch nach Führung deutlich zu artikulieren und damit „auf die Lichtung zu treten“. Dieser Schritt fällt uns Frauen noch immer schwerer als unseren männlichen Kollegen. Eher fragen wir uns selbstkritisch, an welchen Stellen wir zunächst noch besser werden müssten, bevor wir uns dem Wettbewerb um eine Führungsaufgabe stellen. Hinzu kommt, dass das Aufgeben der bisherigen, oft ja auch sehr spannenden, Tätigkeit vielen schwerfällt. Und natürlich gibt es auch den Aspekt der familiären Verpflichtungen oder der Familienplanung, die Kolleginnen jetzt oder auch ganz generell zweifeln lassen, ob sie eine Führungsfunktion oder -karriere anstreben sollten.
Wie begegnest du der (möglichen) Kritik, dass ein reines Mentoring für Frauen zu einseitig sei und andere Geschlechter ausschließen würde?
Ich habe das noch nicht so deutlich ausgesprochen gehört, glaube aber, dass diese Kritik durchaus bei manchen vorhanden ist und dass es gut ist, offen darüber zu sprechen.
Ich kann das auch in gewisser Weise nachempfinden. Mit meinem Erfahrungshintergrund, auch in eigener Sache, möchte ich um Verständnis für dieses Vorgehen werben; und ich möchte betonen, dass es nicht darum geht, andere Geschlechter zu benachteiligen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir mit einer umfassenderen Einbeziehung der Sicht von Frauen als bisher besser für alle vor uns liegenden gemeinsamen Aufgaben gerüstet sind. Gerade die erwähnte oft (das gilt natürlich nie pauschal für alle) selbstkritische Herangehensweise von Frauen und ihre andere Art zu kommunizieren, können wir im Kreis der Führungskräfte noch stärker nutzen. Daher unterstütze ich es sehr, Kolleginnen gezielt zu motivieren, sich mit einer möglichen Führungslaufbahn konkret zu befassen; dafür bietet das Mentoring für Frauen einen guten Rahmen.
Was empfiehlst du Kolleginnen, die sich in der TK für eine Führungsposition interessieren?
Tauschen Sie sich aus und finden Sie Klarheit für Ihre noch offenen Fragen. Das Mentoring bietet eine Möglichkeit, aber auch Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen, die im Nachwuchsförderungsprogramm „JuMP“ (Junior Management Programm) sind oder schon eine Führungsposition innehaben, geben bestimmt gute Impulse. Spätestens wenn sich Ihr Wunsch nach Führung konkretisiert, empfehle ich das Gespräch mit der direkten Führungskraft. Es kann sinnvoll sein, zunächst eine führungsnahe Aufgabe im eigenen Themenumfeld oder auch an ganz anderer Stelle zu übernehmen. Auch Hospitationen können wertvolle Einblicke bieten. So wird Führung praktisch vorstellbarer, ein Stück erlebbar und es gelingt Ihnen im Falle eines JuMP-Auswahlverfahrens authentischer von eigenen Erfahrungen zu berichten. Und ein solcher Zwischenschritt verschafft Ihnen Sicherheit und Vertrauen, die Sie entsprechend ausstrahlen werden.