Interview mit Bianca Preuß und Natascha Scherger
Die beiden TK-Mitarbeiterinnen Natascha Scherger und Bianca Preuß leiten gemeinsam das 35-köpfige Team Gehaltsmanagement in Hamburg. Im Interview verraten sie, was Jobsharing für sie bedeutet, wie das Ganze funktioniert und warum es sich lohnt, darüber nachzudenken.
Hallo! Schön, dass Ihr heute zum Thema Jobsharing bei der TK berichtet. Könnt ihr Euch kurz vorstellen?
Bianca: Mein Name ist Bianca Preuß und ich bin 41 Jahre alt. Ich bin seit 1999 bei der TK und habe in verschiedenen Bereichen gearbeitet. Seit November 2017 bin ich Teamleiterin. Privat bin ich mit zwei Kindern und einer Hündin gut beschäftigt.
Natascha: Ich bin 36 Jahre alt und seit 2012 auch eine TKlerin. Ich wohne mit meinem Mann, unserem Hund und Katze zusammen. 2012 habe ich bei der TK in Frankfurt angefangen. Seit Januar 2020 bin ich in Hamburg als Teamleiterin – anfangs im Rahmen einer Vertretung – eingesetzt. Seit April 2020 bin ich eine von zwei Teamleiterinnen des Teams Gehaltsmanagement.
Wann habt Ihr zum ersten Mal von Jobsharing erfahren bzw. darüber nachgedacht, dass dies ein Modell für Euch sein könnte?
Bianca: Ehrlich gesagt ist „unser“ Jobsharing aus der damaligen Situation heraus entstanden. Als ich in das damalige Team gekommen bin, war ich nur als Elternzeitvertretung für ein halbes Jahr eingeplant. Das Team war gerade neu gegründet und am Wachsen. Mit Ablauf des halben Jahres hat sich herausgestellt, dass das Team zu groß für nur eine Person war. Meine damalige Kollegin kam aus der Elternzeit zurück und wir haben uns dann entschieden, es gemeinsam als Teamleitung für ein großes Team zu versuchen.
Wie war der genaue Prozess und wer war involviert?
Bianca: Wir haben gemeinsam überlegt und uns entschieden Jobsharing auszuprobieren. Mit dieser Idee sind wir dann zu unserem Dienststellenleiter gegangen. Er hat sofort zugestimmt und uns zu diesem Experiment ermutigt.
Natascha, wann hast Du zum ersten Mal über Jobsharing nachgedacht und wie bist Du dazu gekommen?
Natascha: Über Jobsharing hatte ich mir vorher nie Gedanken gemacht. Als ich nach Hamburg gekommen bin, hatte ich lediglich gehört, dass es in einem Team solch eine Kombi gibt. Zum Ende meiner Vertretungszeit hat mich Bianca gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihr das Team gemeinsam zu führen. Dies war möglich, weil die Jobsharing-Partnerin von Bianca seit Ende 2019 in Elternzeit war und Bianca zu diesem Zeitpunkt das sehr große Team alleine führen musste. Da Bianca und ich uns sehr gut verstehen und grundsätzlich ähnliche Ansichten haben, konnte ich mir das gleich gut vorstellen. So kam´s, dass ich jetzt im Rahmen der Elternzeitvertretung im Jobsharing arbeiten kann.
Wie habt ihr die Stelle inhaltlich aufgeteilt? Welche Gründe sprechen aus Eurer Sicht für diese Aufteilung?
Natascha: Aktuell haben wir uns nach Themen aufgeteilt. Während ich mich um die Teamthemen wie z. B. Orga und Ausbildung kümmere, entwickelt Bianca vor allem die fachlich-projektorientierten Themen weiter. Auf Dauer wollen wir hier aber auch Teammitglieder den entsprechenden Bereichen zuordnen. Für die Zukunft gedacht: Gerade für eine klare Transparenz und zum Beispiel auch für Mitarbeitergespräche, finde ich eine „Aufteilung“ nach Teammitgliedern gut. Dies hebt allerdings nicht den Teamgedanken auf. Wir sind ein großes Team und das soll auch weiterhin so bleiben.
Bianca: Natascha ist nun die dritte Kollegin, mit der ich dieses Jobsharing-Modell lebe. Insofern haben wir verschiedene Varianten ausprobiert. Unser Fazit ist: Eine Aufteilung macht Sinn – gepaart mit der Bereitschaft sich jederzeit flexibel zu zeigen und keinen Closed-Shop draus zu machen.
Was hat Euch den Start erleichtert, was erschwert?
Bianca: Die Rückendeckung durch unser Team und unseren Chef war toll.
Natascha: Der Start wurde mir durch meine direkten Teamleiter Kolleg:innen und unseren Dienststellenleiter extrem erleichtert. Darüber hinaus hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl, was die Zusammenarbeit von Bianca und mir angeht. Auch wenn wir unterschiedliche Herangehensweisen haben, laufen wir in die ähnliche Richtung. Das finde ich auch für unser Team wichtig. Selbst wenn wir mal nicht gleich einer Meinung sind, können wir uns hierzu gut austauschen und kommen auf einen gemeinsamen Nenner. Auch, dass wir uns absolut vertrauen und aufeinander verlassen können, erleichtert die Arbeit von Bianca und mir enorm. Und wenn eine von uns nicht da ist, wird einfach entschieden. Erschwert wurde mir der Start, da ich relativ neu in Hamburg und auch neu in meiner Rolle als Führungskraft war. Daher musste ich mich im Team erst einmal richtig „sichtbar“ machen.
Wie hat Corona Eure Arbeitsaufgaben im Jobsharing verändert?
Bianca: Vor Corona haben wir uns ein Büro geteilt – das hat die Transparenz, Kommunikation, den Austausch und das Kennenlernen einfacher gemacht. Das fehlt uns etwas in Corona-Zeiten, wir können aber auch alles digital lösen.
Natascha: Da ich keinen Vergleich habe, wie die Führungsaufgaben ohne Jobsharing und ohne Corona sind, kann ich die Frage nur schwer beantworten. Zum Glück hatte ich gleich zu Beginn Teamtage. Das waren die einzigen zwei Tage an denen ich das Team gemeinsam erlebt habe. Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn wir wieder mehr von Angesicht zu Angesicht sprechen können.
Welchen persönlichen und beruflichen Gewinn zieht Ihr aus Eurem Tandem?
Natascha: Die gegenseitige Horizonterweiterung durch den intensiven Austausch ist enorm. Bianca und ich können viel voneinander lernen und wir können uns gut reflektieren und weiterentwickeln.
Bianca: Ich habe drei tolle Kolleginnen kennengelernt und alle drei haben auf ihre jeweils eigene Art und Persönlichkeit meinen beruflichen und privaten Horizont erweitert.
Welchen Rat oder Tipp würdet Ihr Jobsharing-Interessierten geben?
Natascha: Ehrlich zu sich selbst sein. Passt das Tandem? Ich finde, da wir alle so unterschiedlich sind, dass es auch ok ist, wenn man feststellt, dass es nicht passt. Für das Team sollte transparent sein, wer welche Aufgaben innehat und wer für welche Themen verantwortlich ist.
Bianca: Einfach ausprobieren und sich flexibel zeigen!