Bei der diesjährigen Diversity Week hast du deinen Kolleg:innen von deinem Weg vom Azubi zum Teamleiter berichtet. Was war deine Motivation nicht nur Teilnehmer, sondern auch Mitwirkender zu sein?
Ersin: Aufgrund meines Namens, meines Erscheinungsbildes und meiner extrovertierten Art wurde ich in der Vergangenheit immer wieder in Schubladen gesteckt. Ich habe oft genug gegen Vorurteile gekämpft. Unconscious Biases ist da ein wichtiger Oberbegriff: Unbeusste Vorurteile implizieren, dass Eigenschaften einer Person negativ sind. Stärken und Lernfelder sollten ohne Vorurteile erkannt werden. Mir ist es wichtig, über meine Erfahrungen zu sprechen und aufzuzeigen, was ein positives Mindset für Benefits liefern kann.
Ursprünglich konntest du dir nicht vorstellen eine Führungsposition zu bekleiden. Warum hast du deine Meinung geändert? Gab es einen prägnanten Moment?
Ersin: Ich bin, seit dem ich laufen kann, sportbegeistert. Wenn ich zum Beispiel Jogge, ist es mir immer sehr wichtig meine Zeit über die Laufstrecke zu verbessern. So erging es mir auch in meiner Karriere bei der TK. Ich habe in meinen Stationen meiner TK-Laufbahn alles dafür gegeben, meine Themen zu beherrschen. Der Fokus lag darauf, in meiner Spezialisierung einfach verdammt gut zu sein. Als ich mir dann in den letzten Jahren die Frage gestellt habe: „Wo geht deine nächste Reise eigentlich hin?“, war ich extrem am Liebäugeln mit einem nebenberuflichen Studium. Über dieses Vorhaben habe ich auch mit meiner Führungskraft gesprochen. Diese wollte mir mein Vorhaben nicht verderben, aber hat dafür gesorgt, dass ich die Perspektive wechsle. Ich bekam den Hinweis: „Ersin, meinst du nicht, dass Führung doch etwas für dich wäre? In meinen Augen bist du ein Generalist. Strategie, Teamzusammenhalt, wirtschaftliche Faktoren, Partizipation von Mitarbeitenden, Kommunikation und Transparenz sind deine Stärken. All diese Faktoren sind bei dir intrinsisch motiviert und genau diese Eigenschaften zahlen auf das Führungskräfte-Strategiebild der Techniker Krankenkasse ein.“ Das war genau der Denkanstoß, der mich überlegen lassen hat, ob ich vielleicht doch eine Führungskraft werden möchte.
Was würdest du sagen war die größte berufliche Herausforderung, auch im Hinblick auf Stereotypen, mit der du dich bis heute konfrontiert gesehen hast?
Ersin: Ich habe vor über 10 Jahren meine Ausbildung bei der TK im Vertrieb gemacht. Ich war schon immer gut darin zu reden und Menschen zu überzeugen und auf meine Reise mitzunehmen. Deshalb wurde ich auch oft als ‚Schnacker‘, ‚Vertriebler‘ und als ‚heiße Luft‘ abgestempelt. Für mich war es wichtig, mir Feedback einzuholen. Nicht nur von einer Person, einem Kollegen oder einer Kollegin, sondern genau von den Menschen, mit denen ich eng zusammenarbeite und zusammengearbeitet habe. Darüber konnte ich viele Punkte nachvollziehen beziehungsweise besser einordnen oder sogar an mir arbeiten. Mein Erfolgsfaktor dabei: egal, wer mir das Feedback gibt, ich höre ganz genau hin und spreche mit ihnen im Detail über ihre Punkte und Anmerkungen. Nur so kann ich sie wirklich verstehen. Schließlich muss man die Anmerkungen seiner Kolleginnen und Kollegen richtig einordnen können. Das schafft man nur, wenn man sich selbst kennt und weiß, was man möchte.
Eines darf man aber an dieser Stelle nicht vergessen: Man muss sich selbst treu bleiben. Es ist gut so, wie man ist. An sich zu arbeiten ist absolut richtig, aber sich zu verstellen, weil Andere das wollen, ist der falsche Ansatz.