Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung, der jedes Jahr am 3. Dezember gefeiert wird, hat das Ziel, das Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Behinderungen zu stärken und deren Teilhabe an der Gesellschaft zu fördern. In diesem Jahr möchten wir die Stimmen zweier Kolleginnen der Techniker Krankenkasse präsentieren, die uns Einblicke in ihre persönlichen Erfahrungen mit sichtbaren und nicht sichtbaren Behinderungen geben. Ihre Geschichten sind nicht nur inspirierend, sie zeigen auch, wie wichtig es ist, Vorurteile abzubauen und ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen.
Magst du dich kurz vorstellen? Wer bist du – und was sollten wir über dich wissen, bevor wir über deine persönliche Geschichte sprechen?
Josefine: Ich bin Josefine und seit 3,5 Jahren bei der TK. Hier in Dresden bin ich die örtliche Schwerbehindertenvertretung und setze mich für die Belange meiner Kolleg:innen ein. Ich habe eine chronische Erkrankung, die mich seit meiner Kindheit begleitet. Es ist mir wichtig, dass wir über unsere Erfahrungen sprechen, um Barrieren abzubauen und das Bewusstsein für die Herausforderungen von Menschen mit Behinderungen zu schärfen.
Gundula: Ich arbeite in der Marktregion Nord als Koordinatorin für Lernen und Qualifizieren. Meine Aufgabe ist es, unsere Mitarbeitenden in ihrem Entwicklungsprozess zu unterstützen und ihnen passende Lernformate anzubieten. Ich setze mich dafür ein, dass Lernen nicht zur Belastung wird, sondern Freude und einen spürbaren Erfolg mit sich bringt.
Wie möchtest du, dass wir über deine Behinderung sprechen? Gibt es Begriffe, die für dich passen?
Josefine: Ich bevorzuge den Begriff „chronische Erkrankung“ oder „gesundheitliche Einschränkung“. Diese Begriffe geben mir das Gefühl, dass meine Situation respektiert und nicht auf eine bestimmte Art und Weise eingeengt wird.
Gundula: Ich habe eine seltene Autoimmunerkrankung. Sie ist nicht sichtbar, beeinflusst aber meinen Alltag. Unsichtbare Behinderungen werden oft nicht ernst genommen. Ich finde es wichtig, dass wir darüber sprechen, dass unsichtbar nicht gleichbedeutend mit harmlos ist. Meine Autoimmunerkrankung erfordert eine sehr spezielle Therapie und Lebensweise, die ich einhalten muss, um gesund und leistungsfähig zu sein.
Welche Rolle spielt deine Behinderung in deinem Alltag – und in deinem Berufsleben? Gibt es Situationen, in denen sie sehr präsent ist?
Josefine: Da ich mit meiner Erkrankung aufgewachsen bin, ist sie ein Teil von mir, den ich akzeptiert habe. In meinem Job spielt sie kaum eine Rolle, da ich in einem Umfeld arbeite, das gut zu meinen Fähigkeiten passt. Ich habe gelernt, meine Grenzen zu erkennen und anzunehmen, was mir hilft, den Alltag zu meistern.
Gundula: Es gibt Phasen, in denen meine Erkrankung stärker spürbar ist. An solchen Tagen muss ich besonders gut auf mich achten und kann nicht immer so loslegen, wie ich es mir wünschen würde. Dennoch habe ich gelernt, diese Tage als Teil meines Lebens zu akzeptieren und auch an solchen Tagen ein gutes Gleichgewicht zu finden.
Was bringt dich im Alltag zum Lächeln oder gibt dir Energie?
Josefine: Es sind die kleinen Dinge im Leben, die mich zum Lächeln bringen, sei es ein gutes Gespräch mit Freunden oder das Gefühl, jemandem in einer schwierigen Situation helfen zu können. Diese positiven Interaktionen motivieren mich und geben mir Kraft.
Gundula: Mein Motto ist: „Leben ist das mit der Freude und den Farben, nicht das mit dem Ärger und dem Grau.“ Ich freue mich über jeden gesunden Tag, auf meine Kolleg:innen und die Möglichkeit, mit ihnen zusammen an Lernprojekten zu arbeiten, die unseren Mitarbeitenden neues Wissen bringen.
Welche Routinen oder kleinen Dinge helfen dir, gut in deinen Tag zu starten?
Josefine: Ein stabiler Schlafrhythmus ist für mich das A und O. Ich starte meinen Tag gerne mit guter Musik und einem leckeren Getränk, um mich auf die Herausforderungen des Tages einzustellen. Ich achte darauf, mir Zeit zu nehmen, um entspannt in den Arbeitstag zu starten.
Gundula: Es ist wichtig, dass ich morgens genügend Zeit für den Start in den Tag habe. Einfach aufstehen und sofort ins Büro gehen ist nicht möglich. Das Frühstück ist wichtig, um danach gut die Medikamente einnehmen zu können. Ich achte sehr auf eine entzündungsreduzierende Ernährung, da diese hilft meinen Gesundheitszustand zu stabilisieren.
Was motiviert dich an deiner Arbeit bei der TK besonders?
Josefine: Besonders motivierend ist für mich die Möglichkeit, anderen Menschen aktiv zu helfen. In meiner Rolle als Schwerbehindertenvertretung kann ich Kolleg:innen unterstützen, die mit eigenen Herausforderungen kämpfen. Das Gefühl, einen Unterschied zu machen, treibt mich an.
Gundula: Die TK ist sehr verantwortungsvoll im Umgang mit seinen Mitarbeitenden. Hier wird Lernen gefördert und ich kann aktiv dazu beitragen, dass unsere Qualifizierungsangebote für alle zugänglich sind. Es ist erfüllend zu sehen, wie wir gemeinsam eine vielfältige Lernkultur aufbauen, in der sich jede:r einbringen kann.
Welche Erfahrungen haben dich besonders geprägt – positiv wie herausfordernd?
Josefine: Positiv war es, andere Betroffene kennenzulernen, sei es in Selbsthilfegruppen oder über Social Media. Der Austausch ist wertvoll und hat mir geholfen, mich weniger allein zu fühlen. Herausfordernd hingegen ist es, sich immer wieder zu behaupten und zu zeigen, dass ich trotz meiner Erkrankung kompetent bin.
Gundula: Meine Teilnahme an länderübergreifenden Studien zu meiner Erkrankung hat mir viele neue Perspektiven eröffnet. Darüber hinaus hat mir mein Einsatz als Peer-Beratende mit anderen Betroffenen geholfen, auch mein Wissen über die Krankheit noch mal zu erweitern. Es ist sehr verbindend, anderen Betroffenen im Umgang mit dieser Erkrankung Unterstützung zu geben.
Was wünschst du dir von Kolleg:innen, Führungskräften oder der TK im Umgang mit Menschen mit Behinderungen?
Josefine: Ich wünsche mir, dass man den Menschen mit Behinderung mehr zutraut. Dass ihnen nicht vorn vornherein Kompetenzen abgesprochen werden. Jeder Mensch hat tolle Fähigkeiten, egal ob eine Erkrankung vorliegt.
Gundula: Ein respektvolles Arbeitsumfeld ist entscheidend. Jede:r sollte in der Lage sein, die eigenen Bedürfnisse offen anzusprechen, ohne Angst vor Vorurteilen oder Ablehnung. Das erfordert ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen den Mitarbeitenden und den Führungskräften.
Was denkt ihr, könnte die Techniker Krankenkasse dazu beitragen, ein inklusiveres Arbeitsumfeld zu fördern?
Josefine: Die TK hat bereits viel dafür getan, Inklusion zu fördern. Es ist wichtig, dass wir weiterhin über Behinderungen und Inklusion sprechen und das Thema nicht nur den Betroffenen überlassen. Wir müssen uns als Gesellschaft gemeinsam dafür einsetzen.
Gundula: Die TK hat bei der Ausstattung neuer Arbeitsräume und der Bereitstellung digitaler Plattformen sehr inklusiv gedacht. Es zeigt sich, dass Inklusion eine Grundhaltung ist und nicht nur eine Aufgabe. Wir alle können dazu beitragen, im Miteinander ein gutes inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen.