Anlässlich des „Tag der Menschen mit Behinderung“
Brigitte Thyke arbeitet im „Team Schwerbehindertenvertretung“ in der Hamburger TK-Unternehmenszentrale. Sie ist Vertrauensperson und Initiatorin und erzählt, welch hohe Bedeutung die Techniker der Unterstützung und Gleichberechtigung von Menschen mit Handicap beimisst. Zudem sensibilisiert sie für einen Wandel in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt, der stattfindet, aber gleichzeitig noch am Anfang steht.
Die TK-Schwerbehindertenvertretung
Die TK sieht in der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen eine besonders wichtige gesellschaftliche und sozialpolitische Aufgabe. Menschen mit Beeinträchtigungen sind oftmals nur partiell eingeschränkt. Sie verfügen vielfach, wie gesunde Menschen, über ein qualifiziertes Fachwissen und bringen sich überdurchschnittlich gut und aktiv in Teams ein. Das zeigen auch unsere von Schwerbehinderung betroffenen Kolleginnen und Kollegen.
Chancengleichheit – schon bei der Bewerbung
Wir verpflichten uns daher als TK Bewerbungen schwerbehinderter Menschen genauestens zu prüfen und bei erkennen einer möglichen entsprechenden fachlichen Eignung, den Bewerbenden grundsätzlich zu einem Gespräch einzuladen und ggf. auch für ein Auswahlverfahren zu berücksichtigen.
Außerdem hat die TK Maßnahmen zur Sicherung von Arbeitsplätzen behinderter Menschen als auch zur beruflichen Integration definiert. Wir fördern somit die berufliche Integration behinderter Menschen, stehen für Chancengleichheit, Entwicklungsmöglichkeiten und einen respektvollen Umgang.
Herausforderungen des Arbeitsmarktes
Es gestaltet sich auch für uns zunehmend schwieriger, Neueinstellungen von Betroffenen mit einer Schwerbehinderung vorzunehmen. Das liegt an dem generellen Paradigmenwechsel des Arbeitsmarktes vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der Digitalisierung und den daraus resultierenden Anforderungen, welchen sich Arbeitgeber stellen müssen, weiterhin einen leidensgerechten Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen (Onderka, 2022). Durch den Wandel der Arbeitswelt und vor allem durch die zunehmende Digitalisierung fallen u.a. einfachere Aufgaben weg oder es werden Arbeitsplätze vor diesem Hintergrund neu strukturiert. Hierdurch werden auch Einsatzmöglichkeiten für schwerbehinderte Menschen unbewusst reduziert.
Potential erkennen und Wege schaffen
Menschen mit Behinderungen dürfen keinesfalls ausgeschlossen werden. Wir haben erkannt, welches Potential sie haben und dass es zu unserer beider Vorteil ist, wenn wir Lösungen für die Herausforderungen unserer (zukünftigen) Kolleginnen und Kollegen schaffen. Ein wichtiger Ansatz ist u.a. die Förderung schwerbehinderter Kolleginnen und Kollegen durch rechtzeitige Maßnahmen der Weiterbildung. Hierdurch können neue Einsatzmöglichkeiten für Betroffene bei Strukturveränderungen erleichtert werden. Bei Neueinstellungen schwerbehinderter Menschen können u.a. (Eingliederungs)zuschüsse beantragt werden, die die Teilhabe am Arbeitsleben erleichtert und sichert.
Tag der Menschen mit Behinderungen
Den Angaben des Statistischen Bundesamts nach, leben Ende 2021 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen. Als schwerbehindert gelten Personen, denen die Versorgungsämter einen Behinderungsgrad von mindestens 50 zuerkannt sowie einen gültigen Ausweis ausgehändigt haben. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung zum Jahresende 2021 waren 9,4 % der Menschen in Deutschland schwerbehindert. 50,3 % der Schwerbehinderten waren Männer, 49,7 % waren Frauen (Statistisches Bundesamt, 2022).
Der 1992 von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale Tag der Menschen mit Behinderung soll jedes Jahr am 3. Dezember weltweit das Bewusstsein für ihre Belange schärfen und den Einsatz für ihre Würde und Rechte fördern. In Deutschland setzen sich verschiedene Institutionen und Verbände seit Jahren für mehr Teilhabe und Inklusion ein. Es geht u.a. um konkrete Vorgaben für ein gleichberechtigtes Miteinander, das Recht auf inklusive Bildung, die Stärkung der Selbstbestimmung und mehr politische Mitbestimmung von Menschen mit Behinderung (Bpb, 2019).
Dyslexie – Dyslexic Thinker
Bei Menschen mit einer Lese-Rechtschreib-Störung, kurz LRS, Legasthenie oder Dyslexie zeigen sich trotz einem intakten Seh- oder Hörvermögen Schwierigkeiten beim Lesen und beim Verstehen von Texten und Wörtern. Dyslexie wird mittlerweile in der Rechtsprechung bei betroffenen Studierenden, Referendaren und Schülerinnen und Schülern als eine Behinderung anerkannt (Bvl Legasthenie, 2006). Jeder Mensch sucht sich einen Beruf aus, der seinen Interessen und Neigungen entspricht. Das sollte bei Menschen mit dieser Erkrankung nicht anders sein. Menschen mit einer Dyslexie finden sich in allen Berufen und Dank der heutigen Unterstützung von technischen Hilfsmitteln gibt es viele Möglichkeiten, dieses Handicap auszugleichen.
Legasthenes Denken ist auch eine Fähigkeit, die bei der Arbeit einen Vorteil verschaffen kann, da diese einzigartige Denkweise auch als positive Eigenschaft anerkannt werden sollte, auf die man stolz sein kann. So genannte „Dyslexic Thinker“ verfügen tatsächlich häufig über starke Problemlösungsfähigkeiten, eine große Vorstellungskraft und kreatives, übergreifendes Denken (Branson, 2022). Dieses Denken ist eine Fähigkeit, welches bei der Arbeit einen Vorteil verschaffen kann.
Bedarfsgerechte Arbeitsplätze in Zeiten der Digitalisierung
In der TK gibt es vereinzelt Betroffene, bei denen u.a. eine Lese- oder Rechtschreibschwäche vorliegt. Diese Kolleginnen und Kollegen arbeiten an bedarfsgerechten Arbeitsplätzen – es werden vereinzelt entsprechende Soft- und Hardware für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung gestellt. Dies gehört zur behindertengerechten Arbeitsplatzausstattung.
Bei der TK gibt es zudem das sogenannte TAC, das Technische Abnahmecenter, welches sich u.a. um die Auswahl, Ausstattung und Gestaltung des Arbeitsplatzes kümmert. Die Schwerbehindertenvertretung der Unternehmenszentrale und das TAC arbeiten dabei eng verzahnt zusammen.